Kulturelle Evolution

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Sachinformation seit ca. 2011 auf dieser Homepage zum Thema:

Kulturelle Evolution - Referat als Abschluss des Themas „Humanevolution“

Kultur“ beruht auf Inhalten, die nicht von Genen vererbt wurden, sondern in der Gruppe erlernt und weitergegeben werden.

"Der Mensch wird zum Gestalter seiner Umwelt und seines Lebens"

Die Fähigkeit zum Lernen in der Gruppe mit einem Erhalt des Wissens (Traditionsbildung) ist rings um den Menschen herum noch bei Affen und z.B. Singvögeln zu finden.

In der ZLN geht es im Wesentlichen um die sogenannte „Steinzeit“ von ihren Anfängen - mit Steinen, die ein wenig behauen wurden, und die nur von Fachleuten unterschieden werden können von zufällig gestalteten Steinen - bis hin zu ganzen Städten, die in der Jungsteinzeit bereits wuchsen.

Diese Steinzeit, die Phase einer langsamen kulturellen Evolution, dauerte 600 mal länger als die sonstige bisherige geschichtliche Zeit! Die Bronzezeit in Europa begann 2200 v. Chr - also sagen wir, sie liegt 4000 Jahre zurück. Dieser neu-geschichtlichen Zeit steht die Steinzeit ab Homo rudolfiensis vor 2.500.000 Jahren gegenüber - und da kommt es auf 4000 Jahre mehr oder weniger gar nicht an: Das ist 625 mal länger.
 

Kulturstufe A: Homo Erectus - „Altsteinzeit“, Hüten von Feuer

http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Etappen_der_Menschwerdung.htm

Der Feuergebrauch bei Homo erectus führte dazu

- dahingehend, dass es durch das Feuer auch schon Sesshaftigkeit gegeben haben muss, nur wohl noch ohne Tier- und Pflanzenzucht: 300 Jahre durchbrennende Feuerstellen wurden gefunden

- dahingehend, dass es schon "Kultur" gab - Ritzungen auf Knochen

Die ältesten Funde vom Homo erectus stammen aus Afrika und haben ein Alter von 1,5 Millionen Jahren. Forscher haben die Reste vom Homo erectus außer in Amerika und Australien auf allen Kontinenten geborgen.

Das Feuer wird
- als Wärmequelle,
- für die Zubereitung der Nahrung,
- für die Bearbeitung von Naturgegenständen und
- als Schutz gegen Raubtiere gedient haben.

Es förderte den Zusammenhalt der Horden und trug zur weiteren kulturell-technischen Entwicklung bei.

Eine der bedeutendsten Fundstellen des Homo erectus in Europa ist die von Bilzingsleben in der Nähe von Halle. Dort wurde in den 1970er Jahren ein Rastplatz freigelegt, auf dem die Reste von mehreren ovalen und runden Behausungen entdeckt wurden, außerdem Feuerstellen und Arbeitsplätze. Neben Schädelresten von Homo erectus fanden die Forscher zahlreiche Tierknochen, die von Wisenten und Auerochsen, von Wildpferden und Hirschen, von Bären und Wildschweinen und sogar von Steppennashörnern und Waldelefanten stammen. Viele Röhrenknochen waren zerschlagen, um an das Mark zu gelangen. Der Mensch von Bilzingsleben hat nicht nur zielgerichtet Geräte hergestellt und das Feuer genutzt, sondern auch Ritzungen auf Knochen angebracht, Zeichen, die wir heute noch nicht deuten können.

  
Kulturstufe B: Homo sapiens
- Steinzeit mit Fernwaffen, Hütten und vermutlich selbstgemachtem Feuer.

Die Überlegenheit des Homo sapiens beim Wildjagen wird vermutet als Grund, warum Gruppen des Homo sapiens überlebten, während Homo neandertaliensis ausstarb. Diese beiden Menschenarten haben sich nämlich nach bisherigen Zeugnissen nicht bekämpft, sondern bis zu 70.000 Jahre lang nebeneinander existiert.

http://m.schuelerlexikon.de/mobile_biologie/Kulturelle_Evolution_des_Menschen.htm

In enger Verbindung mit der biologischen Evolution verlief die kulturelle Evolution des Menschen anfangs äußerst langsam, seit etwa 80 000 Jahren jedoch sehr beschleunigt.

Als neue Errungenschaften des Homo sapiens in kulturell-technischer Hinsicht gelten
- Fernwaffen wie Pfeil und Bogen,
- Wurfspeere, Harpunen und Schleudersteine,
- Behausungen aus Holz und Steinen, oft mit Tierfellen bespannt,
- Schmuck aus Zähnen, Muschelschalen und Schneckengehäusen.

Beeindruckend sind auch Zeugnisse seiner künstlerischen Betätigung, die uns als Ritzzeichnungen und Höhlengemälde sowie als Plastiken überliefert wurden.

Die Vielfalt der Gerätschaften lässt auf eine Arbeitsteilung innerhalb der Horde schließen. Bis vor 15 000 Jahren lebten die Menschen nur von dem, was die Natur ihnen bot oder was sie der Natur direkt abringen konnten. Sie waren noch immer Sammler und Jäger, aber ihre Jagdbeute war aufgrund der moderneren Gerätschaften vermutlich größer als die der Neandertaler.
    

Kulturstufe C - "Jungsteinzeit" mit Sesshaftigkeit

Dauerhafte menschliche Siedlungen entstanden mindestens dreimal unabhängig voneinander zuerst im Nahen Osten, später in China sowie in Mittel- und Südamerika.

Erste Siedlungen gab es vor 10.500 Jahren nahe dem heutigen Jericho. Eine erste Hochkultur entstand vor 5500 Jahren in Mesopotamien.

Vor etwa 10 000 Jahren gingen die Menschen dazu über, Tiere nicht nur zu jagen, sondern sie auch lebendig einzufangen und zu zähmen, eine Zeit lang zu halten und später sie auch zu vermehren. So schufen sie sich Nahrungsreserven für Zeiten, in denen die Jagd weniger erfolgreich war oder keine Früchte gesammelt werden konnten.

Wenig später fingen sie auch an in einigen Gebieten der Erde den Boden zu bearbeiten und Pflanzen zu kultivieren. Aus dem eiszeitlichen (fossilen) Jetztmenschen entwickelte sich der heute lebende (rezente) Jetztmensch. Es kam zu einer stürmischen kulturellen Entwicklung des Menschen.

Traditionen wurden herausgebildet und von Generation zu Generation weitergegeben, z. B.
- Herstellung und Gebrauch von Werkzeugen und Geräten,
- Haltung und Züchtung von Tieren,
- Anbau und Züchtung von Pflanzen,
- Herstellung von Schmuck und Kunstgegenständen,
- Entwicklung einer Schrift und
- Erfindungen in Wissenschaft und Technik.

Hierzu auch: http://www.helles-koepfchen.de/geschichte-der-evolution/cro-magnon-steinzeitmenschen-sesshaftigkeit-und-zivilisation.html

Gegen Ende der Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren stiegen die Temperaturen und die Gletscher begannen allmählich zu schmelzen. Somit änderte sich auch das eher zurückgezogene Leben der früheren Menschen. Sie bauten Behausungen an Flüssen und in Wäldern und begannen, den Hund zu zähmen und Tiere wie Ziegen, Schafe und Kühe zu züchten.

Die einstigen Jäger und Sammler fingen an, Pflanzen als Nahrung selbst anzubauen. Unabhängig voneinander wurden Getreide im Nahen Osten, Reis in China, Kürbis in Equador und schließlich Mais in Amerika gezüchtet. Musste der Urmensch vergangener Zeiten seine Lager je nach Bedingungen wie Klima und Nahrungsangebot wechseln und umherziehen, wurden immer mehr Steinzeitmenschen allmählich sesshaft. Sie begannen sogar, Nahrungsvorräte anzulegen. Diese Entwicklung, aus der eine neue Kultur entstand, wird auch "Neolithische Revolution" genannt. Das Neolithikum bezeichnet die Jungsteinzeit.

Die Menschen bauten Hütten und später auch Steinhäuser. Es entstanden nach und nach Siedlungen, in denen sie in immer größeren Gruppen zusammenlebten. In der heutigen Türkei gab es 9000 v. Chr. bereits ein „Dorf“, das man Catal Hüyük getauft hat, in dem schon 10.000 Menschen in Steingebäuden beisammen wohnten. Sie wohnten, heutzutage unvorstellbar, noch ohne Arbeitsteilung, noch ohne Ackerbau.

Auch hochorganisierte Völker wie in Amerika die Azteken und Maya lebten, als die Spanier eintrafen, trotz ihrer Werkzeuge aus Kupfer und Bronze auf einer steinzeitlichen Kulturstufe. Die Gesellschaftsstrukturen in Amerika führten dazu, dass trotz des Wissens, wie Bronze hergestellt wird, z.B. bei den Inka, kein breiter Grad von metallenen Nutzgegenständen erreicht wurde. Die Werkzeuge aller Indianer waren überwiegend aus organischem Material und/oder Stein gefertigt.
  

Kulturstufe D - die „Bronzezeit“ (Bronze ist ein Gemisch aus Kupfer und Zinn. Diese Zeit ist nicht mehr Thema des Referates, da beginnt der typische Geschichtsunterricht):

Die Bronzezeit umfasst in Mitteleuropa etwa den Zeitraum von 2200 bis 800 v. Chr. Die drei weltweit frühesten Kulturen mit Werkzeugen aus Bronze, die unabhängig voneinander entstanden, begannen 2800 v. Chr. in Indien („Indus-Kultur“), in Mesopotamien („Zweistromland“) und Ägypten.

Die griechische Kultur, zunächst auf Kreta (minoische Kultur), dann auf dem Festland (helladische Kultur) gehört anfangs zur Bronzezeit.

In China ist Bronzeverarbeitung ab 1500 v. Chr. (Shang-Dynastie) nachgewiesen.
  

Kulturstufe E: Die Verhüttung von Eisen führte dann zur nächsten geschichtlichen Stufe. Sie war den Hethitern (im Bereich des heutigen Anatoliens) ab 1800 v. Chr. bekannt. Ab 1400 v. Chr. konnten die Hethiter als erste waffentaugliches Eisen herstellen, also frühen Stahl. Sie besiegten damit in der Schlacht bei Kadesch (1274 v. Chr) die Ägypter, die nur Bronzewaffen hatten.

Griechenlands frühe Eisenzeit ist der Zeitraum zwischen dem 11.und dem 8. Jahrhundert v. Chr.

In Afrika wurde die Eisenverhüttung 800–500 v. Chr. in Nubien erfunden, ohne dass es zuvor eine Bronzezeit gab - und wieder vergessen.

E-mail des Lehrers auf eine ZLN-Anfrage am 21.11.2015:

Kulturelle Evolution? Wow! Das Thema hatte ich noch nie als ZLN...

Das Vorwort muss erst mal klären, dass das Lernen an sich bei Tieren insgesamt spät erst als evolutionärer Fortschritt sich durchsetzt.

Also solange es keine Brutpflege gibt, besteht das Verhalten von Tieren nur aus ihrem Instinktrepertoire.

Ab der Brutpflege gibt es vererbte Phasen der Prägbarkeit - also bei Vögeln und Säugetieren.
   

Jaja, Insekten betreiben auch Brutpflege. Aber die sind instinktgesteuert. Die nächsten Nachbarn zur Denk-Qualität von Säugetieren und Vögeln sind mal wieder die Tintenfische, das sind auch ganz kluge Kerlchen - eine analoge Entwicklung bei einigen wenigen Mollusken also.
  

Durch Lernen erworbene "Kultur" gibt es dann an erstaunlichen Stellen im Tierreich: Zaunkönige können sich miteinander zu komplexen Gesängen hochschaukeln, die dann in einer bestimmten Region, oft nur in ein paar Dornenbüschen zu hören sind...
  

Affen lernen aufgrund stupider Stammes-Hierarchien noch sehr träge. Mehrfach ist an Forschungsstationen beobachtet worden, wie eine Affensippe lernte, ihnen hingelegte Kartoffeln im Meer zu waschen: Die Kinder entdeckten es spielerisch. Ihre Mütter kopierten es. Wenn nun die Chef-Frau es auch mal machte, das Essen-Waschen, bequemte sich vielleicht der Chef-Mann dazu, es ebenso zu tun. Erst nach ihm, plötzlich, taten es die anderen Männchen. Ab da wusch der Stamm die Kartoffeln im Meer und vergaß das nie mehr.
   

Die Reptilien, die Brutpflege, das Lernen durch Prägung, die Zaunkönige und die Affen, das Lernen im Stamm ... das schreibe ich hier, weil ich recht sicher bin, dass Sie diesen Einstieg sonst so nicht machen würden.
  

Zur frühen kulturellen Evolution des Menschen sind die (heute nicht mehr existenten, aber bis ca 1960 gab es sie, das reichte) Steinzeitstämme auf der Welt aufschlussreich: Mensch bemalte sich wohl SEHR früh. Die Höhlenmalereien sind wohl jenes Hundertstel an Malerei, das die Witterung überlebte. 99 Prozent wurde irgendwo gemalt - und verwischte.
  

Bis ein Stamm eine Region nahrungsmäßig erschloss, dauerte es drei Generationen. Wichtigste Person dabei: Der Dorfschamane, der alles mal kostete.
  

Grundlegendes zur kulturellen Evolution ist komplett unklar:

1. Ab wann gab es Kleidung?

2. Ab wann gab es Hütten?

3. Ab wann gab es lokale Sprachen?
  

Anderes wenigstens ist klar:

1. Der Gebrauch von Werkzeug - und die Evolution dieses Werkzeugs. Jaja, die Faustkeile, und dann auch die Knochen-Schnitzereien, und schließlich das Töpferhandwerk sind erhalten.

2. Der Gebrauch von Feuer: Zwei Millionen Jahre Nutzung, ohne es selbst entzünden zu können... dann erst der Drillbohrer, der Zunder, der Feuerstein.
   

Den Rest nun erst kennen Sie aus dem Geschichtsunterricht: Der Wandel vom Nomadentum zur Sesshaftigkeit (neueste These: Der Hopfenanbau kam als Frühestes, noch vor Gertreide - um Bier zu brauen :-).

Erwähnen Sie die merkwürdige Neigung der frühesten Hochkulturen zum Zentralismus - "Babylon" in Vorderasien, Ägypten dann, und analog dazu die Maya und Inka in Südamerika.
   

Am meisten Texte wurden schon geschrieben darüber, wann wohl Sprache entstand. Finden Sie dazu irgendeine These (es gibt da immer auch die Gegenthese).
  

Der Handel, der früh getrieben wurde, verblüfft. In der Steinzeit gab es schon fabrikmäßige Herstellung und Vertrieb von Feuerstein. Die "Salzstraßen" entwickelten sich sehr früh. In Keltengräbern fand man Produkte aus Griechenland.... Bringen Sie also was zum Thema "Handel".
  

Interessant ist die kulturelle Evolution der Musik - nämlich regional enorm verschieden. Die Afrikaner trommeln, die Inder spielen vertrackte Rhythmen, polyphone Konzerte entwickelten sich nur zweimal, auf Bali (für unsere Ohren atonal) und in Europa. Sollte Ihnen Musik am Herzen liegen, fahren Sie mal diese Schiene - andernfalls lassen Sie diesen Seitenweg.
  

Im ersten Schwung mag man sich wundern über die Langsamkeit der kulturellen Evolution beim Menschen bis vor 10.000 Jahren. Das liegt aber daran, dass es kaum Menschen gab. In den letzten 3 Millionen Jahren, also seit Lucy, lebten alles zusammengerechnet weniger Menschen, als jetzt im Jahr 2000 zugleich da sind. An der Verbesserung des Faustkeils haben über zwei Millionen Jahre hinweg so wenig Menschen gearbeitet, wie eben erforderlich waren, um in 2000 Jahren dann von der ersten Glasur bis zum Fensterglas zu gelangen.
  

Wo Sie zeitlich Ihr Referat über frühe kulturelle Evolution enden, können Sie sich aussuchen. Vielleicht bei den Phöniziern, die als erste ein Buchstaben- statt Symbol-Alphabet hatten. Vielleicht bei Heron von Alexandria, der bereits die Dampfturbine erfand - als Spielzeug für Reiche.
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Als große Schritte der kulturellen Evolution der letzten 5000 Jahre sind dann noch zu erwähnen:

Die Erfindung des Rades

Die Verhüttung von Eisen (Kelten)

Der Buchdruck (Gutenberg)

Die Dampfmaschine auf Schienen (James Watt)

Benzinmotor für Fahrzeuge und Flugzeuge

Elektrischer Strom (Edison)

Transistoren

Digitaltechnik

Internet
   

"Demokratie" ist eher ein seltenes als ein neues Produkt der kulturellen Evolution. Die alten Athener hatten es (jaja, noch ohne Frauen-Wahlrecht), manche Stämme haben es, und eben dann schrittweise Europa ab der französischen Revolution.

Demokratische Staaten sind aber auch heute noch eher Inseln als dass sie überwiegen... das Thema ist vertrackt.
  

... wie soll das weitergehen?

Mit dieser Frage können Sie natürlich auch enden.
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Wenn Sie nach dieser Tonne an Anregungen Ihre ZLN lieber nicht halten wollen, mailen Sie mir Bescheid :-)