Am ersten Unterrichtstag kam die Frage,
ob das Leben aus dem "Nichts" entstanden ist.
Die Antwort beginnt mathematisch, mit der
Chaos-Theorie: Wo ein nicht perfekt homogener Ausgangszustand herrscht,
bilden sich markante Strukturen - ob es sich um Sand im Wind handelt oder um
Materie- und Antimatiere-Teilchen, die eigentlich nur eine Eigenschaft von
"Energie" sind, aber eben superkurz separat auftauchen.
Damit sind wir bei der physikalischen Antwort: Masse
kann theoretisch aus Energie entstehen - und einmal, um Universum, ist das
so speziell passiert - mehr Materie als Antimaterie war präsent - dass sie
sich stabilisiert hat. Wir haben nun im Universum neben viel Energie
("Licht") auch Zeit, Raum, Masse und Gravitation.
Damit sind wir bei der allgemeinen Erkenntnis, wie
Evolution funktioniert: Wenn ein äußerst unwahrscheinliches Ereignis, wenn
es dann doch mal stattgefunden hat, zu einem stabilen Folgeprodukt führt, so
ist dieses Folgeprodukt damit in die Welt geworfen.
Das hat eine Folge, die uns zu schaffen macht: Es ist
nicht vorhersehbar, wie es weiter geht. Die Evolution folgt keinem Plan,
sondern findet statt anhand von Möglichkeiten, die gegeben sind, und
entwickelt sich anhand dessen, was stabil bleibt, was sich bewährt. Da es in
die Zukunft hinaus viele Möglichkeiten gibt, die aber launisch eintreten,
und wenn sie dann eingetreten sind, den Weitergang der Entwicklung
beeinflussen, ist Evolution nur in ihren Möglichkeiten aufzeigbar, aber im
tatsächlichen Ablauf unklar.
Wenn wir als Menschen bewusst etwas züchten, dann erst
gibt es im Unterschied zum Naturgeschehen Pläne. Menschliche Züchtung klappt
nun auch millionenmal schneller als die blinde Evolution in der Natur: Wir
haben z.B. heute Tausende von Hunderassen aus wenigen Wölfen gezüchtet, die
im Vergleich zu üblichen Wölfen anfangs nur eine gelegentlich auftauchende
Verhaltens-Mutation aufwiesen: Sie folgten menschlicher Gestik und konnten
menschliche Mimik nachvollziehen.
.....
Im Unterricht kam eine andere Antwort zum Thema:
Menschen können mittlerweile das Leben nachbauen. Ich erhielt dazu eine
e-mail, danke. Im folgenden Artikel wird nicht über den Nachbau der
Lebensentstehung berichtet, aber - das ist für Forscher nämlich
interessanter - über einen Neubau:
Durchbruch: Forscher erschaffen
erstmals künstliches Leben Nachricht vom
20.05.2010
http://m.spiegel.de/wissenschaft/natur/a-696016.html Eine Vision ist wahr
geworden: Ein Wissenschaftler-Team um den umstrittenen Gentechnik-Pionier
Craig Venter hat Erbgut selbst hergestellt und in eine Zelle eingepflanzt.
Ihnen sei es gelungen, ein lebensfähiges Bakterium mit einem vollständig
künstlichen Genom herzustellen, berichten die Forscher vom Craig Venter
Institute in Rockville aus den USA jetzt im Wissenschaftsblatt "Science".
Die Wissenschaftler bauten die Gene eines Bakteriums aus einzelnen
Erbgut-Stückchen nach und setzten dieses Kunstgenom dann in eine andere
Bakterienart ein. Die Folge: Das Original-Erbgut der Zelle wurde abgestoßen.
Stattdessen produzierte die gekaperte Zelle nur noch Stoffe, die auf dem
künstlichem Erbgut gespeichert waren.
Die Gruppe um den Gentechnik-Pionier Craig Venter schuf damit eine Zelle,
die von einem fremden Genom kontrolliert wurde. Sie sprechen von einer
"synthetischen Zelle", haben aber nur das Erbgut künstlich geschaffen. Ein
komplett neues Lebewesen haben die Genetik-Pioniere damit jedoch noch nicht
geschaffen. Dazu benötigten sie zumindest das Original-Erbgut eines
Bakteriums und die Hülle eine zweiten Bakteriums für ihre Versuche.
Künstliche Zellen würden künftig dabei helfen, Organismen dazu zu bringen,
"das zu tun, was wir wollen", sagte Venter. Er habe eine große Spanne von
Anwendungen im Kopf. Wie Programmierer ein Stück Software schreiben, will
Venter künftig DNA von Mikroorganismen bauen, die industriell nach Bedarf
eingesetzt werden können- beispielsweise, um Ölteppiche auf Ozeanen
abzubauen oder Biodiesel zu erzeugen.
Auch sei man auf dem Weg zur Entwicklung von Bakterien, die Biokraftstoffe
herstellen oder das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid aufnehmen könnten. Bei
der Produktion von Impfstoffen könnten die künstlich geschaffenen Bakterien
ebenfalls eines Tages helfen, schreiben Venter und seine Kollegen in
"Science".
Bislang konnte sich der Fortschritt sehen lassen. Erst kürzlich war es den
Forschern gelungen, künstlich das Erbgut eines Bakteriums nachzubauen.
Vergangenes Jahr verpflanzten sie erfolgreich das komplette Genom eines
Bakteriums in ein fremdes. Nun haben sie erstmals beide Methoden vereint und
ein synthetisches Bakteriengenom in eine fremde Zelle verpflanzt.
Zunächst bauten die Wissenschaftler das Erbgut des Bakteriums Mycoplasma
mycoides (M. mycoides) in mehreren Etappen nach. Bislang war es maschinell
nur möglich, relativ kurze Erbgut-Moleküle aneinanderzureihen. Daher setzten
die Forscher kurze Stücke in Hefezellen ein, deren Enzyme die Stücke
aneinanderreihten. Die größeren DNA-Moleküle wurden dann im Reagenzglas in
die Darmbakterien Escherichia coli und zurück in Hefe verpflanzt. So wuchsen
größere Teilstücke heran. Diese Prozedur wurde den Angaben zufolge mehrfach
wiederholt bis das komplette Erbgut von mehr als einer Million Basenpaaren -
sie bilden die Grundbausteine des Erdbguts - vorlag.
"Neue Sicht auf das Leben"
Das künstliche Erbgut mit dem Namen "M. mycoides JCVIsyn1.0" wurde dann in
die Bakterienart Mycoplasma capricolum eingesetzt. Laut Venter verdrängte es
dort das natürliche Erbgut der gekaperten Bakterien und übernahm das Steuern
der Zellen. Als Kontrolle, ob wirklich das künstliche Genom und nicht das
natürliche vorlag, hatten die Forscher DNA-Sequenzen als eine Art
unverkennbares "Wasserzeichen" eingesetzt.
Nicht alles lief glatt: In dem künstlichen Erbgut seien schließlich 14 Gene
unterbrochen oder verschwunden. Dennoch sahen die synthetischen Zellen aus
wie M. mycoides und hätten auch nur die Eiweiße dieser Bakterienart
produziert, berichtet das Team um Venter und Daniel Gibson. Darüber hinaus
konnten sich die Kunst-Zellen selbstständig vermehren.
Genetiker vom Craig Venter Institute hatten bereits zuvor aus chemisch
hergestellten Erbgut-Bausteinen das Genom des Bakteriums Mycoplasma
genitalium nachgebaut. Später fanden Wissenschaftler um Venter einen Weg,
das natürliche Erbgut der Bakterien M. mycoides in die Zellen von M.
capricolum einzuschleusen und dort dominant werden zu lassen. Nun
kombinierte das Team um Venter und Daniel Gibson beide Verfahren.
"Das ist ein wichtiger Schritt, glauben wir, sowohl wissenschaftlich als
auch philosophisch", sagt Venter. "Es hat sicherlich meine Sicht über die
Definition des Lebens geändert und darüber, wie Leben funktioniert." Das
künstliche Bakterium ist nicht das Ursuppen-Experiment, von dem viele
träumen: jener Versuch der Rekonstruktion der Ereignisse vor Abermillionen
von Jahren, die zur Entstehung des Lebens führten. Aber es geht doch um
einen Meilenstein in der Geschichte der sogenannten synthetischen Biologie.
Ethiker warnen nun vor der künstlichen Schöpfung von Leben. |